Vom Mauerblümchen zum Superstar

Heimischer Sekt hat in den letzten zehn Jahren eine steile Karriere hingelegt. Wir haben die besten für Sie verkostet.

Foto von Christine Miess
Text von Willibald Balanjuk

Die Korken knallen lassen die Österreicher ganz klassisch, gerne anlassbezogen. So wird auch der Hauptumsatz an heimischem Sekt (rund 25 Millionen Flaschen pro Jahr) an Weihnachten, Silvester, Ostern und am Valentinstag gemacht. Man hat etwas zu feiern – einen Geburtstag, den Hochzeitstag, die Scheidung oder Sponsion – und trinkt ein Glas Sekt. Während sich die österreichischen Konsumenten beim Wein mehrheitlich klar für fruchtbetonte Weißweine und Rotweine mit Frucht und samtigen Tanninen entscheiden, haben viele beim Schaumwein keine Vorstellung von der Vielfalt des Aromenspektrums und der unterschiedlichen Stilistiken. Welche Aromatik oder Stilistik darf sich der Konsument vom Sekt erwarten?

Der österreichische Sekt wurde historisch mehrheitlich aus Grüner-Veltliner- und Welschriesling-Grundweinen gekeltert. Sehr oft wurden gute Fassweine versektet und mit einer konsumentenfreundlichen Dosage versehen. Das Geschmacksbild der Sekte war relativ limitiert. Seit knapp acht bis zehn Jahren versuchen aber immer mehr Sekterzeuger und Winzer, individuelle Sekte zu keltern.

Die erfolgreichen Traditionshäuser wie Schlumberger, Kattus und Szigeti haben neue Produkte entwickelt. ­Rebsortensekte, längere Hefelagerung und „trockene“ Stile waren die Wegbereiter zum Erfolg. Hinzu kommt, dass seit rund zehn Jahren vermehrt sehr ambitionierte Winzersekte produziert werden. Mitte der 90er-Jahre kam das Weingut Bründlmayer mit seinem Winzersekt auf den Markt und setzte neue Qualitätsstandards. Sein Portfolio von Brut, Brut Rosé, Brut Nature über Extra Brut und Jahrgangssekt bis hin zu Blanc de Noirs zählt bis heute zur Spitze des heimischen Winzersekts.

Eine ähnliche Erfolgsgeschichte verzeichnet auch das Burgenland. Nach vielen State-of-the-Art-Wein-kellern errichtete Norbert Szigeti für seine A-Nobis Sektkellerei einen neuen, einzigartigen Keller – funktionelles Design, modern, offene Architektur. Eine Produktionsstätte, die erlaubt, bei Tageslicht zu arbeiten, ohne aber durch ­Sonneneinstrahlung die Qualität der Sekte zu riskieren.

Durch die Erfolge vieler weiterer Sektproduzenten wurde das Angebot immer breiter – hier hilft die Sektpyramide, Struktur und Nachvollziehbarkeit der Stile und Qualitäten zu verankern. Für den Konsumenten wird durch die Kategorien Klassik, Reserve und Große Reserve die Herkunft der Grundweine garantiert und die Mindestanforderung bei der He­fekontaktzeit geregelt. Damit wird mittelfristig auch der Stil der öster­reichischen Sekte über die Jahrgänge hinaus homogener werden. Der ­Generationswechsel in den Weingütern und die Fokussierung auf die Sektproduktion in einigen Familien sind weitere Impulse für die steigende Sektqualität. Vor allem die hohe Lernkurve mit den „idealen Leseterminen“ für den Sektgrundwein und die Entwicklung der verwendeten ­Hefestämme unterstreichen das Potenzial des österreichischen Sekts. Die hier bewerteten Produkte wurden bei der SALON-Verkostung und für den A la Carte-Wein-Guide verkostet. Mehrheitlich wurde zwei Mal verkostet, ein Mal blind und ein weiteres Mal innerhalb der jeweiligen Kategorien.

Man sollte österreichischen Sekt nicht mit Champagner vergleichen. ­Seine Stilistik vereint sowohl feine as auch komplexe Fruchtnoten, die ab der Reserve- und Große-Reserve-Kategorie mit nuancierten Hefenoten wie Brioche, Biskuit oder Mandeln unterlegt sind. Die Dosage sinkt durchschnittlich seit den letzten Jahren, wodurch die Schaumweine aromatisch intensiver und vielschichtiger werden, leichter trinkbar und bessere Speisenbegleiter.

Nützen Sie die Gelegenheit, um diese großartigen Schaumweine zu verkosten. Zum Beispiel am 22. Oktober, dem Tag des österreichischen Sektes, an dem viele Verkostungen an unterschiedlichen Standorten stattfinden. Das Programm finden Sie auf www.oesterreichsekt.at

Und wie sieht die Zukunft des österreichischen Sekts aus? Nach Etablierung der Sektpyramide, die in den kommenden Jahren auch bei den Konsumenten durchdringen wird, liegt viel Potenzial in der Herausarbeitung der Qualitäten für den Grundwein. Das sehen fast alle Spitzenproduzenten so, um die schon hohe Qualität des österreichischen Sekts nochmals anzuheben. Die Sektproduzenten hoffen zudem, dass die Weinliebhaber in Zukunft ­vermehrt ihren Zugang zum Schaumwein über die Charakteristika des Grundweins finden und folglich auch sein gesamtes Verwendungsspektrum erkennen und genießen. Nicht nur an Silvester. —­

Österreichischer Sekt g. U.:
Große Reserve: Ernte und Pressung der zugrundeliegenden Trauben in einer einzigen Gemeinde, ausschließlich Handlese und traditionelle Flaschengärung, mindestens 30 Monate auf der Hefe

Reserve: Ernte und Pressung der zugrundeliegenden Trauben in einem einzigen Bundesland, ausschließlich Handlese und traditionelle Flaschengärung, mindestens 18 Monate auf der Hefe

Klassik: Ernte der zugrundeliegenden Trauben in einem Bundesland, alle Methoden zur Sekterzeugung sind erlaubt, mindestens 9 Monate auf der Hefe Die einzelnen Stufen umfassen weitere qualitätssichernde Standards. Dazu gehören die Arbeit im Weingarten, Erntekonditionen, Schütthöhe, schonende Pressung und Ausbeutesatz.

Bewertungen:
Kategorie Klassik
Kategorie Reserve
Kategorie Große Reserve