Neusacherhof

Foto von Stefan Glantschnig
Text von Alexander Rabl

Wirtshaus eines Spitzenkochs

Der Weissensee hat sich still und leise zur Adresse für Esser und Trinker entwickelt. Bemerkenswert, was sich alleine entlang der mit feinen Hoteladressen gesäumten Sackgasse tut, die im Ortsteil Neusach den See entlangführt. Hier hat im Vorjahr Stefan Glantschnig den Neusacherhof übernommen, und er macht es seinen Gästen seither nicht gerade leicht. Stefan Glantschnig, der in München bei Jan Hartwig den Souschef machte, führt eigentlich zwei Lokale in einem. Denn das, was er voller Untertreibung „Wirtshaus“ getauft hat, wartet auch mit einer Küche auf, bei der der Chef alle Register zieht, wie er es auf seinen Auslandsaufenthalten gelernt hat. Die Karte ist nach wie vor in zwei Sektionen geteilt, hier Beef ­Tatar, Gulasch und Backhendl, da die sechsgängige Speisenfolge, zwei unterschiedliche Stile, ein Küchenchef. Beim eleganten, fast knackigen und unglaublich fein geschnittenen Rehbeuschel fällt es schwer, dieses einer Kategorie zuzuordnen.
Etwas Schnittlauchöl und ein superflaumiger Serviettenknödel gehören hier einfach dazu. Farbenprächtig und gekonnt abgeschmeckt sind auch die weiteren Gänge, beispielsweise die Seeforelle, als Ceviche im Ganzen gebeizt, toller Biss, dazu kühler, erfrischender Sud aus mit Rapsöl gemixter Kapuzinerkresse, Botarga vom Branzino und Gurke in Form von kleinen Kügelchen. Der nächste Teller, wieder Forelle, aber diesmal Bachforelle, wobei die dazu gereichte Sauce jetzt einen Tick kräftiger wird – Molke, Saiblingskaviar und Schnittlauch. Die Forelle ist gebraten und mit Scheiben von rohen Champignons belegt. Eine gegarte, dann geflämmte Artischocke mit Püree aus geschmorten Zwiebeln, getrockneten Tomaten und Röstzwiebeln, das Ganze badet in köstlicher Beurre blanc. Das Kalbsbries mit Bröseln, Kaffernlimette und Erbsen ist erwartungsgemäß eine sanfte Wucht. Sehr schön die Idee, zum rosa gebratenen Hirschen eine Beilage aus getrockneten Tomaten und Sardellen zu geben, die dem Wild Frische und eine leicht bittere Note verleiht. Noch einmal Grün beim Dessert, ein Eis aus Petersilie mit Petersilienpulver kommt mit knusprigem Getreide und Pfirsich. Apfelschmarren mit Grantnschleck gäbe es noch zu probieren, ebenso einen Zwiebelrostbraten oder das Kärntner-Nudel-Trio. Man darf es in diesem Wirtshaus nicht bei einem Besuch bewenden lassen.

Küche: 3,5
Atmosphäre: 3,5
Weine: 3

Neusacherhof
Neusach 1­
9762 Weissensee
T 04713/201 55
neusacherhof.at